Mittwoch, 17. November 2010

Besuch in einem Pflegeheim

Ab und zu besuche ich eine ältere Dame in einem Pflegeheim und schaue dabei auch sehr genau hin, was sich da so um sie herum tut.
Ich sehe viel Gutes.
Aber auch manch trauriges Schicksal.
So, wie heute:

Wir schreiben den 17. November, es ist ein Mittwoch
Ein Pflegling wurde vor drei Tagen in dieses Pflegeheim verlegt.
Der Bereich, in dem dieser jetzt liegt, wird auf einer Tafel im Flur für die "Schwerst-Pflegefälle" vorgehalten.
Von REHA steht da nirgendwo etwas.
An der Tür prangt ein Schild, daß man sich bitte bei der Stationsleitung melden möge.
An den anderen Türen sind keine solchen Schilder vorhanden.

Der Pflegling hing halb liegend im Rollstuhl im Eingangsbereich seines Zimmers und jammerte, ob ich ihn nicht ins Bett bringen könnte.
Er konnte mich nicht sehen, aber er hörte wohl meine Schritte und wußte nicht so genau, wer da kam. Es sah so aus, als wenn man ihn da so mal eben zum "Abstellen" in sein Zimmer gefahren hatte.
Sein linker Schuh lag auf der Erde und der Schnürsenkel zusammengeknüllt daneben.
Der Pflegling machte einen jämmerlichen Eindruck und bat immer wieder darum, doch wieder ins Bett gebracht zu werden.
Der Notruf-Knopf war für ihn unerreichbar . . .

Die von mir angesprochene Pflegekraft kam mit Verstärkung schon nach knapp 5 Minuten und der Pflegling wurde ins Bett gebracht.
Aber wie sie das gemacht hatten!
Der Pflegling lag schräg im Bett und sein Kopf kippte nach rechts, zu der gelähmten Seite hin. Vom Fußende aus gesehen lag sein Kopf in der linken oberen Ecke des Bettes und seine Beine unten in der rechten Ecke. Das gelähmte Bein war auch nicht durch ein Kissen unterstützt um ihm mehr Halt zu geben.

Da liegt eine spezielle Nasensalbe zur Abtötung von MRSA-Keimen in der ungeöffneten Verpackung auf dem Tischchen.
Ich kenne das Zeugs . . . meine Tochter ist "vom Fach", wie man so schön sagt.
Aha, deshalb also das Schild an der Tür.

Dann kam ein anderer Besucher zu dem Pflegling und ich verließ den Raum.
Vorher hatte ich noch Gelegenheit zu einem kuzen Gespräch mit dem neuen Besucher und erfuhr, daß dieser Pflegling vor ein paar Monaten eine schwere Gehirnblutung (=Schlaganfall) erlitten habe.

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