Donnerstag, 14. April 2011

Schlaganfall: Wer hilft den Angehörigen?

Nachtrag vom 14.04.2011 - 23:55 h

Eine Studie aus dem Jahre 2002 ist als PDF-Datei zum Download verfügbar.
Wer sich an diese Lektüre wagt, der möge bitte zuerst die Seiten 234 (letzter Absatz!) und die ganze Seite 235 lesen.
Belastungsverarbeitung bei Angehörigen von Schlaganfallpatienten
http://www.bbs.charite.de/projekte/fs_proj/ts_b/c2/BBS_C2_Abschlussbericht.pdf

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Schlaganfall: Wer hilft den Angehörigen?

Die Angehörigen von Schlaganfallpatienten werden oft vergessen.
Oh ja, sie sind für eine Rehabilitation des Schlaganfallpfleglings sehr wichtig.
Das beste Pflegeheim kann die sozialen Kontakte, die ein Pflegling nach so einem Schlag ja so dringend braucht, nicht ersetzen.
In dem Artikel Schlaganfall - Tipps für Angehörige (netdoktor.de) wird das recht gut beschrieben.
Aber wer hilft, den Helfer fit zu machen und zu erhalten, damit dieser auch längerfristig helfen kann?

Auch der Angehörige selbst braucht Hilfe!
Ich habe zwar viele hilfreiche Links gefunden, die zu Inhalten führen wie Angehörige dem betroffenen Schlanganfallpflegling helfen können, der Angehörige selbst kommt dabei aber immer wieder zu kurz.
Über kurz oder lang ist auch der Helfer am Ende und wir haben zwei Patienten.

Wer passendere Links als die beiden nachfolgenden kennt, den bitte ich, doch diese hier als Kommentar zu posten.

Informationen für Angehörige (neurologen-und-psychiater-im-netz.de)

Schlaganfall: Schulungen für Angehörige empfehlenswert (vitanet.de)

Die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe in Hamburg-Harburg
besuche ich jetzt regelmäßig an jedem letzten Donnerstag im Monat.
Wo? Na, im Rieckhoff im Zentrum Harburgs, um 14:3o Uhr.
Leider hat diese Gruppe noch keine eigene Seite im Internet,
aber am Ende der folgenden Seite werdet ihr fündig, wenn ihr
nach einer Telefonnummer dieser Gruppe sucht:

Das bewegt michhttp://www.pflegekonferenz.de/das_bewegt_mich.pdf
.

Samstag, 2. April 2011

Alten- und Pflegeheime: Schlechter Ruf?

Letztes Update am 2. Februar 2012 - 12:26 h

 – Warum haben Alten- und Pflegeheime oft einen schlechten Ruf?
à Das Personal ist willig, aber das System ist schwach.

Siehe auch: Welt-Online vom 7.11.2010
Behörden schieben junge Behinderte ins Altersheim

Vorweg ein Wort zur Ehrenrettung der Pflegekräfte:
Soweit ich das gesehen habe, geben sich die Pflegekräfte alle Mühe, ihren Pfleglingen das Leben erträglich zu machen. Aber für so kleine Sonderwünsche, wie das Herausheben aus dem Rollstuhl und wieder ins Bett bringen, und bitte auch gleich nach dem Mittagessen, ist schlichtweg keine Zeit da. Mal geht es relativ schnell und mal gibt es Wartezeiten von 45 Minuten und mehr . . .
Und wer sich nicht hartnäckig genug meldet, der bleibt halt den ganzen Tag im Bett liegen . . .
Oder er sitzt so lange im Rollstuhl, bis er nach mehreren Stunden dort nicht mehr sitzt, sondern nur noch wie ein nasser Sack hängt.

Der Focus berichtete in seiner Ausgabe 32 (2009) über eine Studie zum Thema
„Gesundheit und Krankheit im Alter“
Das Pflegeheim

Aber auch dieser Artikel kratzt nur an der Oberfläche des Problemes.
Wer wissen möchte, wie es in einem Pflegeheim wirklich zugeht, der muß sich schon selbst ein Bild am Ort des Geschehens machen.
Vergessen wird in solchen Artikeln, wie beim Focus, leider oft, daß nicht nur alte und demente Menschen in ein Pflegeheim kommen. Es kommen auch jene Patienten in ein Pflegeheim, die aus dem Krankenhaus "ausgemustert" wurden, die aber auch nicht zu Hause im Familienkreis betreut werden können.
Zu diesem speziellen Personenkreis gehören zum Beispiel pflegebedürftige Schlaganfallpatienten.
Und genau diese Patienten fallen in Pflegeheimen oft durch das dort übliche Raster.

Ein Schlaganfallpatient müßte nach seinem Krankenhausaufenthalt eigentlich sofort in eine REHA-Klinik gebracht werden. Kann dieser Mensch aber nicht laufen, nicht ordentlich sprechen und muß er sogar noch mit Windeln versorgt werden, weil er nicht zur Toilette gehen kann, so paßt er nicht in das Konzept der meisten REHA-Kliniken.
Eine REHA-Klinik ist kein Pflegeheim und Pflegeheime sind nun einmal keine REHA-Anstalten.
Und ein Zwischending habe ich noch nicht gefunden.
Es bemühen sich zwar etliche Pflegeheime so etwas wie eine REHA-Station in ihrem Hause anzubieten, schaut man aber genauer hin, dann bleibt von echten REHA-Aktivitäten, die auf einen Schlaganfallpatienten ausgerichtet sind, herzlich wenig übrig.

Und jetzt beginnt der Teufelskreis, der leicht zu einer Depression bei einem Pflegling führt und diese dann immer mehr verfestigt. Diese Form der Depression ist auch unter dem Begriff der Erlernten Hilflosigkeit in der Wikipedia zu finden.
Irgendwann begreift auch so ein angeschlagener Pflegling, daß ihm in einem Pflegeheim kaum aus seinen Schwierigkeiten heraus geholfen wird, die ihm durch den Schlaganfall beschert wurden.
Im Pflegeheim wird er halt so, wie die anderen Alten auch, aufbewahrt.
Die wahrscheinliche Folge ist, daß der Lebenswille bei einem solchen Patienten sinkt und daß dieser eine Depression entwickelt oder daß sich eine bereits bestehnde Depression verfestigt.
Diese Depression kann dann wiederum dazu führen, daß der Pflegling sich in sein Schneckenhaus zurück zieht und sich jeglichen REHA-Maßnahmen verweigert.
Wird dann auch noch ohne Begleitung durch einen erfahrenen Psychotherapeuten ein stark sedierendes Antidepressivum wie Mirtazapin verabreicht, dann ist der Zug so gut wie abgefahren. Da hilft auch eine spätere Korrektur mit einem angemesseneren Medikament wie Fluoxetin oder Citalopram nicht mehr aus dem tiefen Loch einer Depression heraus.
In einem von mir beobachteten Fall weigert sich der Pflegling inzwischen, sich überhaupt noch in den Rollstuhl setzten zu lassen.
Der Pflegling hat schlichtweg Angst, im Rollstuhl allein gelassen zu werden.
Und er hat Angst, daß er, wenn er müde wird, nicht wieder ins Bett zurück gebracht wird.
Und damit schließt sich dann der Teufelskreis, der mit einer Pillengabe (Antidepressiva) nicht mal so eben überwunden werden kann. Manche Antidepressiva verstärken eher noch diesen Effekt des sich Zurückziehens.

Da wird in den Medien viel von einer artgerechten Haltung von Hühnern, Schweinen und anderen Tieren geredet und geschrieben . . .
Da werden ganze Wohnsiedlungen nicht gebaut, weil da irgend jemand den Wachtelkönig hat "singen" hören, ohne diesen jemals zu Gesicht zu bekommen . . .
Wo aber bleibt da die 'artgerechte' (und menschenwürdige) Betreuung von mehr oder weniger hilflosen menschlichen Pfleglingen?
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