Dienstag, 20. Dezember 2011

Oh du fröhliche, oh du selige . . . Weihnacht

Letztes Update am  29.11.2012 - 18:40 h

Es ist 15 Uhr und zwanzig Minuten.
Unten, im Restaurant des Alten- und Pflegeheimes singen sie bei ihrer Weihnachtsfeier das Weihnachtslied:

Oh du fröhliche, oh du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit . . .


Und oben in seinem Zimmer liegt der 'Alte' in seinem Bett und mag nicht mit feiern.
- Vielleicht hat man ihn auch nur vergessen . . . -

Vor einem Jahr hat er noch im Rollstuhl gesessen und 2 Stücken Sahnetorte, 4 Kekse und eine selbst abgepulte (sic!) Mandarine verschlungen und das Ganze dann auch noch mit einer Tasse Kaffee ertränkt.
Und dabei hatte er kaum gekleckert und sich nicht ein einziges mal verschluckt!
Nein, schlecht geworden ist ihm später davon auch nicht . . .

Heute mag er nicht mehr . . . er mag nicht einmal das von einer Pflegeschwester angebotene Stückchen Kuchen . . . und bekommt eine schnippische Antwort, als er das Angebot strikt ablehnt.

Auch das ist "Weihnachten im Altenheim" . . .

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Siehe auch meinen neueren Blog zum Thema Pflegeheim:


Wir retten in den Intensivstationen unserer Krankenhäuser Leben um jeden Preis . . . 
und dann lassen wir dieses gerettete Leben in einem Alten- oder Pflegeheim
gewinnbringend dahin vegetieren, bis es nicht mehr kann?

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3 Kommentare:

  1. Auch ich habe ähnliche Situationen schon erlebt und empfinde diese als sehr niederschmetternd. Ich habe nicht den Eindruck, dass es immer nur am Pflegepersonal liegt. Manche Menschen geben sich innerlich auf, wenn sie nicht mehr über genug Kraft verfügen, um ohne Hilfe am gesellschaftlichen Leben teilnzunehmen. Manche haben bereits auch alle Menschen verloren, die ihnen nahestanden und leiden entsetzlich unter diesen vielen Verlusten.
    Alter ist kein sehr werbewirksames Thema und taucht deswegen kaum auf.

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  2. Ein Kommentar zu einer Zeit, als viele Andere vor dem Fernseher saßen und sich die Eröffnung der Olympischen Spiele in London ansahen?
    Nun denn . . . ich freue mich jedenfalls, daß Sie sich mitteilen mochten und ich würde mich über einen weiteren Dialog freuen.

    Ich gehöre zu den Menschen, die in ihrem Inneren immer ein Rebell gegen die Unvernunft geblieben sind.
    Aber was ist "unvernünftig"?
    Und kann nicht eine gewisse Unvernunft auch einmal recht spaßig sein?
    Was wäre, wenn alles unvernünftige Geschehen um uns herum plötzlich verschwände?
    Kämen wir damit überhaupt zurecht?

    Danke Frau Behrens - Sie haben mich wieder einmal zum Nachdenken gebracht.

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  3. Auch ich würde mich über einen weiteren Dialog freuen. Es gibt so wenige, die sich für das Thema Alter interessieren.

    Mir fiel übrigens noch etwas zum Thema ein, worüber ich auch in meinem Blog noch mal schreiben werde. Mein Urgroßvater (den ich nie kennengelernt habe) hat sich im hohen Alter von 80 Jahren das Leben genommen. Er lebte nicht im Heim, sondern im Schoße seiner Familie und war, soweit ich von meiner Mutter weiß, körperlich auch noch fit. Er konnte es aber nicht ertragen, dass kaum noch jemand von seinen gleichaltrigen Bekannten, Freunden und ehemaligen Klassenkameraden lebte und nahm sich jeden neuen Todesfall (den man in einem kleinen Dorf ja sehr gut mitbekommt) schwer zu Herzen.

    Man muss diese beiden Bereiche gleichermaßen wichtig nehmen. Zum einen die Dinge, die man nicht ändern kann (Verluste) und zum anderen die Dinge, die durchaus verändert werden könnten (Pflege/Wohnqualität), wenn denn eine Lobby bestehen würde.

    P.S.: ich habe mir den Rest der olympischen Spiele doch noch angesehen.

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