Donnerstag, 24. November 2011

Weihnachtsfeier: Der vergessene Alte im Pflegeheim

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Es ist 17:30 Uhr.
Ich betrete das Pflegeheim.
Im Erdgeschoß befindet sich ein großes Restaurant.
Dort ist ein Weihnachtsbasar aufgebaut und es herrscht ein reges Treiben.
Die alten Damen und Herren freuen sich sichtlich über diese andere Art einer Weihnachtsfeier. In den Gängen zwischen den verschiedensten bunten Ständen ist immer noch genug Platz für den Rollator oder Rollstuhl und man sieht meist in strahlende Gesichter.

Ich drücke den Knopf zum Fahrstuhl und fahre in eines der oberen Stockwerke.
Mein Ziel ist einer jener vergessenen Alten, die den Weihnachtsbasar im Erdgeschoß nicht sehen können.
Ich klopfe an die Tür und trete ein.
Es ist stockdunkel im Raum und ich knipse das Licht nahe der Tür an.
Der Alte wacht auf.
Er schaut mich mißmutig an, so, als wollte er sagen: "Was willst Du denn schon wieder hier?"
Dabei kennen wir uns schon seit vielen Jahren . . .
Ich versuche ein wenig Smalltalk.
Nein, er war schon lange nicht mehr im Rollstuhl.
Nein zum Weihnachtsbasar war er auch nicht,
da will er auch nicht mehr hin.
Es ist ja doch alles 'Sense'.
Er will nur noch seine Ruhe haben und schlafen.
(Oder sterben . . . ?)

Ich erzähle ihm noch einmal die Geschichte von seiner Weihnachtsfeier vor einem Jahr hier im Pflegeheim.
2 Stück Sahnetorte,
4 Kekse,
eine Mandarine
und eine Tasse Kaffee!
Das war vor einem Jahr seine Ausbeute!

Und heute?
Eine Flasche mit Flüssignahrung am Ständer,
direkt über einen Schlauch in den Magen gepumpt!
Das ist sein "alternativer Genuß" anstelle der Leckereien vom Weihnachtsbasar.

Mir klingt es noch immer in den Ohren, wie er mir vor einem Jahr sagte: "Ich möchte mal wieder in 'n Apfel beißen!"

Der Alte hätte heute auch da unten beim Weihnachtsbasar im Rollstuhl sitzen können und unbeschadet von den Leckereien naschen können, wenn . . . ja, wenn . . .
Vielleicht wäre alles anders, wenn man ihn im April dieses Jahres nicht in seinem Zimmer im Rollstuhl allein gelassen hätte . . . ?
Vielleicht wäre alles anders, wenn er in einem anderen Pflegeheim betreut würde . . . ?
Vielleicht wäre alles anders, wenn sein Betreuer mehr Zeit hätte . . . ?

Aber dieses "vielleicht" ist halt nicht . . .
Der Alte wird ja jetzt behördlich und juristisch verwaltet.
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Donnerstag, 10. November 2011

Student Litigators Rechtsberatungsgesellschaft (pro bono)

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Ein neuer Stern aus Köln erstrahlt am Himmel;
ich zitiere:


Student Litigators ist eine studentische Rechtsberatungsgesellschaft, die pro bono - d. h. unentgeltlich - Beratungsaufträge in den Bereichen Konfliktlösung, Vertragsgestaltung, Verhandlungsmanagement und Unternehmensrecht übernimmt.

Ganz so neu ist diese Idee nicht, wie man dem nachfolgenden Link entnehmen kann,
aber es dauert halt immer ein wenig, bis Brauchbares aus den USA zu uns herüber schwappt:

The Forest Grove News-Times, Mar 8, 2007
Student litigators win regional mock trial competition

Warum ich diesen Post hier in meinem "Altenteil"-Blog einstelle und nicht in meinem Netzgarten-Blog?
Nun, diese angehenden Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen (wir haben doch inzwischen die Gleichberechtigung und dürfen die männliche Berufsbezeichnung auch einmal zu erst nennen, oder?) haben sich soziale und pädagogische Ziele auf ihren Fahnen geschrieben . . . und da stoßen sie auf ein dankbares Feld in der kostenlosen Betreuung der älteren und deshalb oft unbeholfeneren Generation.

Ich könnte da schon den einen oder anderen Problemfall zum Studium anbieten . . .
Da wäre zum Beispiel ein älterer Herr, der unter rechtsanwaltlicher Betreuung steht.
Dieser alte Knabe fühlt sich im Pflegeheim nicht wohl und von seinem Betreuer nicht hinreichend betreut, aber streiten will er sich auch nicht . . .
Der klassische Rechtsanwalt ist für ihn tabu.
Aber so eine junge Studentin oder ein Student . . . dann auch noch mit einem christlich-sozial geprägten Rückgrat . . . nun, das wäre doch vielleicht etwas, um Bewegung in sein Anliegen zu bringen.
Und wer weiß, vielleicht kann er diesem jungen Menschen noch so manche hilfreiche Lebensweisheit auf den beruflichen Weg mitgeben?

Meine Damen und Herren von Student Ligators,
ich wünsche Ihnen einen guten Start!


In diesem Sinne,
Netzgärtner Kurt (aka Rentner Anton etc.)

NS: Hier bei Facebook sind diese Hoffnungsträger natürlich auch noch zu finden.
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Links zum Thema:
Buse Heberer Fromm - vom 19.09.2011
WISSMIT.COM - vom 9.11.2011